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FULLS-Sammlerstücke – wie gehe ich mit Gebrauchsspuren um?

Tips für Sammler, die selbst reparieren wollen

Text: Klaus Nonnast, Oktober 2022, überarbeitet vom Webmaster

Jeder PE-Comic-Sammler kennt dieses Problem: man hat Gelegenheit zum Erwerb weiterer in die Sammlung passende Teile. Leider sind aber bei diesen alten Drucken einer aufgrund längerer Zeitspannen zwischen deren Erscheinen und heute die “Gebrauchsspuren“ eine meist unvermeidbare Begleiterscheinung, die man akzeptieren muss, will man eine bestimmte Seite wirklich haben. Auch kann es sein, dass man am vorhandenen Sammlungs-Bestand Schäden findet, die man bisher übersehen hatte. Was kann man tun? Unstrittig, die Schäden müssen repariert werden, bloß wie? Wir versuchen darauf Antworten zu geben, die auch ein Laie bei etwas Geduld und Fingerspitzengefühl erfolgreich durchführen kann.

Grundsätzliches

Papier ist ein sehr sensibler Werkstoff, der hässliche Folgen zeigt, wenn man unfachmännisch versucht, mögliche Falten, Risse oder anderes Beschädigtes daran zu beseitigen. Papier neigt auch zur Vergilbung, besonders dann, wenn es dauerhaft Licht oder gar Sonne ausgesetzt wird. Dadurch wird es brüchig, für Beschädigungen sehr anfällig. Lange wurde bei Herstellung von Papier die in den verwendeten Rohstoffen vorhandenen Säuren ignoriert was dazu führte, dass besonders die billigen Papiersorten wie Zeitungspapiere vorschnell alterten, vergilbten, spröde bzw. brüchig wurden. Erst Ende des letzten Jahrhunderts reagierte man mit Gegenmaßnahmen, um das Papier langlebiger und widerstandsfähiger zu machen. Man entwickelte sogenannte säurefreie Papiere. Leider kamen diese Erkenntnisse für unsere FULLS, alle noch auf billigem säurehaltigem Zeitungspapier gedruckt, zu spät.

Welches Handwerkzeug benötigt man für Reparaturen an FULLS?

Scharfe Schere mit langem Stil, Taschenmesser, lange Maßleiste möglichst transparent (mind. 50 cm lang), Bleistift hart, TESA klar vom Roller, Klebestift (UHU stic N 5/6), Pinsel 25 mm, Wassergefäß klein, ausgelesene Zeitungen, mehrere schwere Gegenstände zum Beschweren (es eigenen sich z.B. dicke Bücher), mehrfarbige Anzeigenblätter aus dem Briefkasten.

Wo repariert man seine Comic Full Pages?

1) Für unsere diversen Arbeiten benötigt man ausreichend Platz auf einem größeren Tisch. Wenn ein solcher nicht vorhanden ist, kann man z.B. einen Tapeziertisch verwenden oder man besorgt sich (leihweise) 2 Holzböcke und legt eine Holzplatte darauf. Wichtig: Egal ob Tapeziertisch, Holzplatte oder zeitweise zweckentfremdeter Esstisch, die Unterlage muss absolut glatt sein, sauber und trocken. Sonst reparieren Sie, beschädigen aber gleichzeitig an anderer Stelle Ihrer FULLS neu.

Vorausschau ist besser als Nachsicht

Wenn mehrere FULLS vorhanden sind, empfiehlt sich, sich zuerst die Seiten einzeln vorzulegen und durchzusehen, ob und wenn ja welche Art Mängel an den Einzelstücken festzustellen sind. Sortieren Sie in mehrere Stapel von Blätter mit jeweils gleichen Mängel. So ist es Ihnen nachher möglich, mit dem gleichen Handwerkzeug parallel deren Fehler zu beseitigen. Die anderen werden später bei Ihren weiteren Reparatur-Durchgängen abgearbeitet.

Reihenfolge der Mängelbeseitigungen

Viele der alten FULLS haben einen oder mehrere kleinere/größere Einrisse an den Rändern. Bevor Sie aber mit Ihrer Reparatur beginnen, bitte eine Grundsatz-Entscheidung fällen:

  1. wollen Sie die Sonntagsseiten mit ihren Originalrändern aufbewahren:
  2. - auf den unbedruckten Rändern zeigen sich oft Verschmutzungen. Entweder
  3. - - 1.) Sie nehmen den Schmutz in Kauf, oder
  4. - - 2.) Sie kürzen die unbedruckte Bildleiste ringsum auf z.B. 5-7 mm,
  5. oder Sie schneiden die Ränder exakt an den schwarzen Bildrahmen ab.

Egal welche Entscheidung Sie fällen, es können kleine Einrisse trotz möglicher Kürzungen an den Kanten zurückbleiben. Dann die Seite wenden und auf Rückseite mit klarem TESA diese Risse abkleben. Achten Sie darauf, die beiden Riss-Seiten so zusammen zu fügen, dass die Beschädigung nachher kaum erkennbar bleibt.

Manche FULLS wurden von ihrem Vorbesitzer in der Mitte gefalzt. Das ist eine spätere Gefahrenstelle, weil hier leicht ein völliger Durchriss der Seite folgen kann. Verstärken Sie den vormaligen Falz von der Rückseite her durch einen TESA-Klebe-Streifen. Aber Vorsicht: Anstelle eines durchgehenden Klebestreifens, der schwer beherrschbar ist und bei ungenauer Position nachher kaum korrigierbar, stückeln Sie besser mit 2 oder 3 kürzeren Stücken, die Sie aneinander reihen.

Ihr nächster Schritt: eventuell vorhandene Fehlstellen im Motiv. Da Sie aber in der Regel kein zweites Motivblatt haben und vermutlich ein solches dafür nicht opfern würden, suchen Sie in einem der farbig gedruckten Anzeigenblätter sich eine text- bzw. motivfreie Stelle aus, die halbwegs farblich als Ersatz für die Fehlstelle eingepasst werden könnte. Kleben Sie diese, von der Rückseite her, genau an der Wunschstelle eingepasst, in der Originalseite ein. Bei einer größeren Fehlstelle empfiehlt es sich, den Einkleber seinerseits noch mit einem Hinterlegerstück zu verstärken. Setzen für diese knifflige Arbeit keinesfalls TESA ein, sondern arbeiten Sie mit dem Klebestift.

Nächster Schritt könnte die Beseitigung einer heftigen Falte sein , die quer durchs Ihre Seite läuft. Stellen Sie den kleinen Wasserbehälter mit (kaltem) Wasser auf und tauchen Sie den 25 mm breiten Pinsel ein, tränken ihn gut mit Wasser und streichen Sie damit auf der von der Motivseite her die Falte mehrmals kräftig ein. Keine Angst, das Wasser trocknet wieder weg. Wenn die Falte gut gefeuchtet ist, benutzen Sie Ihre beiden Daumen und ziehen Sie sehr vorsichtig die Falte von beiden Seiten, die Daumen nahe an den beiden Seiten der Falte positioniert, mehrmals auseinander. Das Wasser hat das Papier gefügig gemacht, trotzdem mit äußerster Behutsamkeit diesen Arbeitsschritt durchführen. Danach wird das Blatt in eine Lage der ausgelesenen Zeitungen eingelegt, die Papierlage, in der sich Ihre Seiten in der Mitte befindet, mehrmals mit Ihrer Hand sorgfältig glatt gestrichen und auf Ihrer planen Arbeitsplatte abgelegt, mit schwerem Gegenstand gepresst und circa eine Stunde so getrocknet. Danach können Sie die Seite wieder aus dem Stapel befreien. Die Falte wird im günstigsten Fall ausgeglättet sein, zumindest aber stark reduziert.​

Wie sollte die Sonntagsseite vor künftigen Beanspruchung geschützt werden?

Eingedenk der Tatsache, dass unsere Seiten zum Teil bis zu 8 Jahrzehnten überstanden haben, nunmehr aber der Zermürbungsprozess im Papier fortschreitet, sie immer anfälliger für Beschädigungen aller Art werden, muss man handeln.

Die folgende Empfehlung ist eine vom Autor erdachte und bewährte Methode, die beschriebenen Problemen zumindest teilweise zu reduzieren, gegebenenfalls sogar zu minimieren. Die Überlegungen des Autors waren, dass er dem säurehaltigen Zeitungsdruckpapier von damals ein heutiges, säurefreies Papier als Zwischenlage wirkend, entgegenstellt. Dieses säurefreie Papier soll wie ein abmildernder Filter wirken, die Druckseite an diesen Filterbogen leicht am Kopf angeklebt (Klebestift), nimmt außerdem alle mechanische Beanspruchung vom antiken Druckpapier weg. In der Fortsetzung ist angedacht, säurefreie Bögen, verbunden mit der Seite, in eine Kassette einzulegen. Die Alternative, eine Mappe mit Folienhüllen, würde dagegen beim Umblättern der Seiten, wiederum Druck auf unser altes, mürbes Papier auslösen, was gerade vermieden werden muss.

Also: ich empfehle den Kauf von säurefreiem Tonzeichenpapier 130g/m2, welches im Künstlerbedarfhandel (z.B. Firma boesner) im Format 50×70 cm erhältlich ist. Es gibt das Papier in unzähligen Buntfarben – was Geschmacksache ist – der Autor entschied sich für die Sorte chamois. Man kann beim Verkäufer die Bögen auf sein Wunschformat kürzen lassen, man kann es aber auch mittel der Schere selber tun.

Kleben Sie mit dem Klebestift die Seite mit einem etwa 2-3 cm breiten Klebestreifen an und verbinden Sie so die Seite mit dem Tonzeichenpapier. Hat man circa 10 bis 15 Seiten so montiert, empfiehlt es sich, sie am Kopf nochmals kurze Zeit etwas zu pressen.

Und nun wünscht Ihnen der Autor viel Freude und eine sichere Hand bei Ihren eigenen Restaurierungsarbeiten.​

siehe auch:

Links hierher:

1)
Mit „Comic Full Pages“ sind die Sonntagsseiten als Original aus amerikanischen Zeitungen gemeint. Der Lesbarkeit wegen hat der Webmaster das im Text des Autors benutzte Wort „PAGE“ im Folgenden durch „Seite“ oder „Sonntagsseite“ ersetzt.
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allgemein/sonntagsseite_fulls_sammler.txt · Zuletzt geändert: 02.03.2023 16:02 von admin